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Kreidezähne - leider nicht so harmlos wie der Name

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Kreidezähne? Kreidezähne? fotolia©Robert Przybysz

Immer neue Krankheiten bahnen sich den Weg in die ärztlichen Lexika. Nun ist das Phänomen, das heute beschrieben werden soll, nicht ganz neu, aber es zeigt sich gerade bei Kindern immer häufiger. Die Rede ist von der Molar-Incisor-Hypomineralisation (kurz MIH), auch Kreidezahn genannt.

Grundlage dieser Zahnerkrankung ist ein bis zu 90% weicherer Zahnschmelz als üblich. Dieser soll ja als äußere Schutzschicht des Zahnbeins (Dentins) dienen und ist im übrigen die härteste Substanz, die es im menschlichen Körper gibt. Ist ein Zahn von der MIH befallen, kann er unter Umständen dem Druck beim Kauen und Beißen nicht standhalten und zerbröselt. Meist sind die ersten Backenzähne, die 6-Jahres-Molaren, und die Schneidezähne betroffen. Ein an MIH erkrankter Zahn wächst mit braunen Verfärbungen aus dem Kiefer. Das Kind klagt vielleicht über kälteempfindliche Zähne, auch das Zähneputzen kann schmerzhaft empfunden werden. Das Folgeproblem ist dann Karies, da der Zahn oder sogar die Zähne aufgrund der Schmerzempfindlichkeit nicht sorgfältig geputzt werden. Der weiche Zahnschmelz macht den Zahn noch zusätzlich anfälliger für Kariesbakterien.

Die ersten Beobachtungen zu Kreidezähnen wurden schon Mitte der 80er Jahre gemacht. Es war relativ schnell klar, dass es keine genetische Disposition gibt; stattdessen wurden Umwelteinflüsse wie z. B. die Gabe von Antibiotika und Atemwegserkrankungen als ursächlich vermutet. In letzter Zeit werden immer mehr Stimmen aus der Forschung laut, die den Verdacht aufkeimen lassen, in Plastik enthaltene Weichmacher seien der Urheber für Kreidezähne. Diese finden sich in Kunststoffen, Lacken, Klebstoffen oder Gummiartikeln, auch in der Textilveredelung spielen Weichmacher eine Rolle. Getränke werden zunehmend in Plastikflaschen verkauft, auch viele andere Lebensmittel haben eine vermeintlich schützende Umverpackung aus weicher und durchsichtiger Kunststoff-Folie. Die Weichmacher gelangen scheinbar auf diesem Weg in unsere Nahrung.

Es wird angenommen, dass die entscheidende Zeit für diese Mineralisationsstörung irgendwo zwischen dem 8. Schwangerschaftsmonat und dem 4. Lebensjahr anzusiedeln ist. Es gibt daher die Empfehlung an Schwangere, auf Getränke aus Plastikflaschen und in Kunststoff verpackte Lebensmittel zu verzichten. Auch später sollten mit Plastik umhüllte Lebensmittel nicht den Weg auf den Essteller finden.

Betroffene Kinder sollten in kürzeren und regelmäßigen Abständen zur zahnärztlichen Kontrolle erscheinen. Eine mehrfach vorgenommene Fissurenversiegelung, Fluoridierung und regelmäßige Zahnreinigung sind das Mittel der Wahl für betroffene Kreidezähne. Wenn diese Maßnahmen nicht ausgereicht haben, kommen sogenannte Kinderkronen aus Stahl oder Füllungen zum Tragen.

Selbstverständlich werden Sie und Ihr Kind in unserer Praxis ausführlich zu der Problematik beraten. Lassen Sie sich gern einen Termin geben. 

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Zahnarztpraxis für Privat- und Kassenpatienten für Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude, Bremen und Nord-Niedersachsen.

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